In Deutschland war PP nach 1945 zunächst ein Tabu-Thema, weil sie den Mythos von der Objektivität wissenschaftlichen Handelns in Frage stellte und schmerzhafte Punkte kollektiver Identitätsbildung und Verdrängung berührt. Erst 1958 rief eine kleine Gruppe um Walter Jacobsen, den Gründungsvorsitzenden des BDP, die Sektion PP ins Leben. Jacobsen, während des Nationalsozialismus im liberalen Widerstand, arbeitete nach dem Krieg auch am Aufbau der Bundeszentrale für Politische Bildung mit. Der Kreis um Jacobsen war einem positivistisch-empirischen Wissenschaftsverständnis verpflichtet. In ihrer Schriftenreihe betonten sie 1963 – 1969 einerseits die methodisch begründete Objektivität von PP, andererseits ihre Nützlichkeit für eine demokratische Fundierung politischer Bildung und Sozialisation.

Mit der Studierendenbewegung fanden PP-Konzepte und Probleme ein breites akademisches Publikum. In Deutschland bildeten sich mehrere neue Schulen: z.B. verband die Kritische Theorie des Subjekts Psychoanalyse und politisch-ökonomische Analyse in der Tradition der Frankfurter Schule.
Die Sektion unternahm ab 1978 mit den Workshop-Kongressen für PP einen Integrationsversuch. Die Workshop-Kongresse, die bis heute jährlich stattfinden, sind das wichtigste Diskussions- und Veröffentlichungsforum der Sektion.

An PP-Themen arbeiten mehrere, selten kooperierende Gruppierungen mit unterschiedlichen Wissenschafts- und Gesellschaftstheorien. Dank dieser Vielfalt sind viele Themen, die heute für Psychologinnen und Psychologen selbstverständlich scheinen und ihren Beitrag zur öffentlichen Sichtbarkeit des Faches leisten, wesentlich in der PP ‘ausgebrütet’ worden: z.B. Umweltbewusstsein, Arbeits­losigkeit, Jugend und Werte, Fremdenfeindlichkeit und Gewaltprävention, Macht und Mikropolitik in Organisationen, um nur einige zu nennen. PP kann ‚Scharnierthemen‘ aufgreifen, die der breiten Bedeutung von psychologischem Wissen für viele Handlungsfelder Geltung verschaffen können.

So ist PP in der deutschen Psychologie zwar eine der kleinsten Fachgruppen geblieben. Dennoch hat sie für die Fachentwicklung oft eine Hebammenfunktion übernommen. Die Sektion PP die größte deutsche Fachorganisation und nach der International Society of Political Psychology auch international eine der größten Fachorganisationen für PP.